Das ungekürzte Hörspiel „Robin“

Grafik Rebecca Gablé "Robin" Hörspiel

Wieder wurde ein historischer Roman von Rebecca Gablé als ungekürztes Hörspiel vertont und wieder ist es wirklich gelungen. Nachdem ich schon die Geschichte von „Jonah“, die ebenfalls in drei Teilen mit jeweils zehn Stunden Spielzeit erschienen ist, gehört habe, habe ich mich ziemlich gefreut, dass nun ein weiterer Roman in dieser Version erschienen ist. Denn natürlich ist das bei einem Roman dieses Umfangs nicht üblich, das Ganze als ungekürztes Hörspiel zu vertonen. Aberwitzig viele Rollen müssen besetzt werden, es muss einen Geräuschemacher und einen Erzähler geben und nicht zuletzt muss es jemand schaffen, all diese Leute und das immense Projekt unter einen Hut zu kriegen. Gelungen ist das aber auch bei Robin, das das ungekürzte Hörspiel des Romans „Das Lächeln der Fortuna“ ist.

Worum geht es in der Geschichte?

Die Hauptfigur ist Robin of Waringham, ein fiktiver Landadeliger, der im England des 14. Jahrhunderts lebt. Man steigt in die Geschichte ein, als Robin erst zwölf Jahre alt ist und als Klosterschüler widerstrebend eine Schule frommer Mönche besucht. Doch dann erreicht ihn die Nachricht vom Tod seines Vaters, der zuvor Earl of Waringham war. Eigentlich müsste Robin nun Titel und Familienbesitz erben, doch angeblich hat sein Vater den König verraten und sich hinterher selbst aufgehängt. Wegen Hochverrats verliert die Familie, von der nur noch Robin und seine Schwester Agnes geblieben sind, alles. Robin kehrt trotzdem nach Waringham zurück, das schon immer seine Heimat war. Doch nun verdingt er sich als Stallknecht, statt in der Burg als Adeliger zu wohnen und arbeitet im Gestüt, das früher ebenfalls einmal seiner Familie gehört hat. Missgunst, Krieg und Hunger finden in der Geschichte ihren Platz, aber auch Liebe, Vertrauen und große Pläne. Denn der neu ernannte Earl of Waringham ist zwar ein guter Freund von Robins Vater gewesen, doch sein Sohn, der im gleichen Alter wie Robin ist, nutzt seine Machtposition aus und schikaniert die Menschen wo es nur geht.

Wenn Waringham fiktiv ist, warum ist „Robin“ dann ein historischer Roman?

Der kleine Ort Waringham und auch das gleichnamige Adelsgeschlecht sind zwar fiktiv, nicht aber die restliche Geschichte des Romans. Mit Robin hat man nur jemanden, der einem den womöglich trockenen und langweiligen Geschichtsunterricht erspart, der platt Zahlen und Ereignisse herunterbetet. Stattdessen wird die englische Geschichte von jemandem geschildert, der sie hautnah miterlebt. Die historischen Figuren wie der schwarze Prinz, der Duke of Lancaster und Edward der III., König von England, werden als menschliche Personen erlebt und geschildert. Man liest nicht nur von großen Taten, sondern auch von charakterlichen Eigenheiten, Schwächen, dem Verhältnis zu anderen. Die großen Persönlichkeiten der Geschichte werden auf einmal menschlich und nahbar. Und gerade dadurch, dass die Geschichte auf wahren Geschehnissen basiert und man die Namen und Orte zumindest in dunkler Erinnerung doch schon einmal gehört hat, wird die Geschichte reizvoll.

In welchem Zeitabschnitt spielt die Geschichte?

Die Geschichte von „Robin“ spielt zwischen 1360 und 1399 in England und teilweise in Frankreich. Der Hörer wird in den Hundertjährigen Krieg mitgenommen und erlebt die politischen Intrigen, Verflechtungen zwischen den Adeligen und Sorgen der Zeit. Ich finde es besonders interessant, dass Rebecca Gablé es durch geschicktes Erzählen schafft, sowohl Nöte und Probleme des gemeinen Volkes aus ihrer Sicht und die es Adels aus deren Sicht zu schildern. Mit ihren Waringham-Figuren schafft sie ein Bindeglied zwischen diesen beiden Gesellschaftsschichten und macht beide nachvollziehbar und spannend.

Das Hörspiel ist in drei Teile geteilt. Kann man die Teile auch einzeln hören?

Das Hörspiel besteht aus den drei Teilen „Robin – Die Flucht“ (Teil 1), „Robin – Die Wende“ (Teil 2) und „Robin – Die Rückkehr“ (Teil 3). Während der erste Teil zehn Stunden fasst, sind die Teile zwei und drei etwa 15 Stunden lang. Im Grunde ist es aber nicht wie bei einer Trilogie oder einer Buchreihe, sondern das Ganze ist ein einziges Buch. Deshalb kann ich es nicht empfehlen, einen der drei Teile separat zu hören. Wenn man beispielsweise nach dem ersten Teil aufhört, ist die Geschichte einfach mittendrin abgebrochen und das, wohl keineswegs zufällig, an einem ziemlich spannenden Punkt.

Die Sprecher: Wer spricht und wie ist das Hörspiel vertont?

Das Hörspiel ist absolut hochkarätig besetzt und Audible hat ein weiteres Mal viele exzellente Hörbuchsprecher versammelt, um dieses Hörspiel zu produzieren. Rund 200 Rollen wurden besetzt, um den Roman ungekürzt zu vertonen und jede Rolle hat ihren eigenen Sprecher. Detlef Bierstedt übernimmt die Rolle des Erzählers, ihn kenne und liebe ich schon als Erzähler aus „Jonah“ und den „Sturmlicht-Chroniken“ von Brandon Sanderson.
Doch auch Roman Roth, den ich zuvor noch nicht als Sprecher kannte und der die Hauptrolle Robin spricht, macht seine Sache wirklich gut. Er wirkt einfach sehr „echt“ in dieser Rolle, auch wenn dieser Ausdruck vielleicht merkwürdig klingt. Durch das große Ensemble wird das Hörspiel sehr abwechslungsreich und ziemlich kurzweilig, sodass man sich nach Hören des ersten Teils schnell fragt, ob man nicht grad erst mit dem zehnstündigen Hörbuch begonnen hatte.

Insgesamt: Wie ist Robin?

Ich habe bisher alle Bücher gelesen, die von Rebecca Gablé erschienen sind und fühle mich bei allen Geschichten, die in und um Waringham spielen, schon fast ein Stückchen „zu Hause“. Trotzdem ist das Hörspiel „Robin“ etwas ganz Besonderes. Die Vertonung mit diesen vielen verschiedenen Rollen, die noch bis ins kleinste Detail besetzt und inszeniert sind, mag ich einfach gern. Das Hörspiel macht Spaß und zwar nicht nur den Leuten während der Produktion, sondern vor allem dem Hörer. Die englische Geschichte war selten so spannend und kurzweilig. Deshalb von mir: Eine klare Hörempfehlung, insbesondere von Fans historischer Literatur!

Alles Liebe, eure Annika

  • Art des Hörspiels: Ungekürztes Hörspiel
  • Dauer: Teil 1: 10 Stunden, Teil 2 & 3: je 15 Stunden
  • Sprecher (hier sind nur die Hauptrollen aufgezählt):
    • Erzähler: Detlef Bierstedt
    • Robin: Roman Roth
    • Conrad: Oliver Nitsche
    • Agnes: Ulrike Kapfer
    • Isaac: Rainer Fritzsche
    • Stephen: Manuel Kressin
    • Mortimer Dermond: Moritz Grove
    • Alice Perres: Ana Purwa
    • Geoffrey Dermond: Marcel Collé
    • Leofric: Richard Barenberg
    • Prinz Edward: Patrick Roche
    • John of Gaunt, Duke of Lancaster: Wolfgang Wagner
    • Matthew: Hubert Burczek
    • Jerome: Peter Weis
    • Maria: Simone Kabst
  • Kategorie: Historischer Roman
Robin ungekürztes Hörspiel
Robin lässt den Hörer mit seiner Geschichte ins englische Mittelalter eintauchen.

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